Ausländer in Deutschland 2/2001, 17.Jg., 30. Juni 2001

GLOSSE

Zucker für den Admiral

In der Blütezeit des Islam haben die Araber die europäische Kultur und Wissenschaft enorm befruchtet. Das läßt sich unter anderem ablesen an den vielen arabischen Ausdrücken im Deutschen. Diwan und Mokka sind ja naheliegend - aber wußten Sie, dass auch die Wörter Chemie, Zucker und Algebra aus dem Arabischen kommen? Das Wort Zucker beispielsweise stammt von den Mauren und kam im 12. Jahrhundert über die Alpen nach Deutschland. Rund 500 aus dem Arabischen stammende Wörter hat Nabil Osman (vgl. Porträt) in einem "Kleinen Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft" versammelt. Er weist ihre ursprüngliche Bedeutung nach, erläutert sie und erzählt ihre oft abenteuerliche Geschichte, die viel mit der Ausbreitung der arabischen Kultur - von Mekka bis Andalusien - zu tun hat.

Das regt natürlich zu Texten wie diesem an: "Herr Admiral, darf ich Sie nach dieser anstrengenden Havarie in unser Café einladen? Nehmen Sie bitte unter dem Baldachin auf dem Sofa mit der karminroten Matratze Platz. Ihre Jacke, Mütze und Gamaschen sowie Ihren Koffer nehme ich Ihnen gerne ab. Sie sind doch sicher ermattet? Der Konditor mit dem azurblauen Amulett - den Farben unseres Hauses - wird Ihnen gerne ein Lebenselixier servieren: Zum Beispiel eine Tasse Bohnenkaffee, einen Jasminblütentee mit Kandiszucker, eine Karaffe mit Limonade aus Orangen-Sirup oder auch ein eisgekühltes Sodawasser. Als Vorspeise zu unserem Gala-Diner darf ich Ihnen dann aus dem reichhaltigen Arsenal unserer Küche ein Sorbet mit Aprikosen oder auch gefüllte Artischocken empfehlen. Und was halten Sie danach von Kebap auf pikant mit Estragon und Safran gewürztem Reis oder Kuskus, dazu wahlweise Spinat mit Ingwer, Borretsch mit einem Hauch Kümmel, oder aber in Sesamöl gebratene Auberginen? Als Nachspeise kann ich Ihnen eine Marzipantorte anbieten. Und zur Verdauung einen Mokka? Gut, lieber Alkohol - ist recht. Vielleicht ein Arrak? Lieber ein Raki - auch gut. Machen Sie es sich doch bitte auf unserem Diwan aus Ebenholz dort unter der Kuppel bequem, er ist überzogen mit lila Damaststoff. Ich bringe Ihnen dann ihr Glas. Möchten Sie dazu sanfte Mandolinen- , Lauten- oder Gitarrenmusik hören? Ach Sie mögen eher Fanfarenklänge? Gut. Sie werden sehen: es macht Simsalabim und sie haben alle Ungemach vergessen." Sie ahnen es: die hervorgehobenen Wörter stammen aus dem Arabischen. 

Literaturtipp: 
Nabil Osman: Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft, Verlag C.H.Beck, München, 5. Aufl. 1997


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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