Integration in Deutschland 2/2004, 20.Jg., 30. Juni 2004

SCHWERPUNKT: ASIATEN IN DEUTSCHLAND

*) Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!


Arbeitsmigranten und Boat people

Asiaten in Deutschland

Aus Südostasien kommen Curry und IT-Experten, Krankenschwestern, Yu-Gi-Oh!-Karten und CD-Player nach Deutschland. Während Gewürze, Spiele und Hightech-Produkte hier längst bekannt sind, weiß man wenig über Migranten aus dem Großraum zwischen Afghanistan, Malaysia und Japan. 912.000 Asiatinnen und Asiaten (ohne Türken) leben in Deutschland.

 

Begegnungen mit Asiaten in Deutschland sind beidseitige Erfahrungen mit Fremdheit. Sie sprechen Hindi, Punjabi, Urdu oder Japanisch und bleiben eher unter sich. Nicht selten werden selbst Langansässige mit Touristen verwechselt. So haben sich einige Witze und viele Klischeebilder erhalten. Der fotografierende Japaner am Kölner Dom zum Beispiel - doch der ist vielleicht nur am Wochenende aus seiner Düsseldorfer Heimat rheinaufwärts gefahren. Dass Deutschland für die meisten japanischen Touristen vor allem mit Bayern (Hofbräuhaus und Neuschwanstein) gleichgesetzt wird, stimmt auch nicht mehr ganz. Wenn Japaner heute nach Deutschland reisen, müssen sie "unbedingt" die "Romantische Straße", insbesondere Rothenburg ob der Tauber gesehen haben, schreibt der Literaturwissenschaftler Dr. Oba Masaharu. "Und die alten Burgen am Rhein, wenn es der Reiseplan erlaubt."

Die Münchner Bierkultur genießen längst nicht mehr nur Touristen aus Tokio und Nagasaki. In einer Werbung sitzen indische Geschäftsleute gut gelaunt im Biergarten. Einer blättert im Sprachführer und bestellt: "Wir möchten diesen Teppich nicht kaufen!". Die Kellnerin stutzt - und bringt drei große Weizenbier. "Gute Reise", bedankt sich der Inder und sie antwortet: "Is scho Recht...". Aus asiatischer Sicht sprechen übrigens alle Leute in Deutschland Englisch. "Sie sprechen Asiaten oft auf Englisch an oder antworten auf Englisch, auch wenn sie etwas auf Deutsch gefragt werden", schildert Shinya, ein japanischer Student, dem auch auffiel, dass Deutsche Asiaten aus verschiedenen Ländern nicht unterscheiden können. Die 68er-Jahre mit dem politischen Slogan "Ho, Ho, Ho-Tschi Minh" und dem Interesse an Vietnam und China sind lange her. "Westen und Osten sind echte Gegenpole!", sagt die Bonner Japanerin Koko Tanooka. "Jetzt schwingt meine Seele wie ein Pendel zwischen beiden".

Unbemerkt - und diesen Klischees nicht entsprechend - ist zwischen Hamburg und München eine neue selbstbewusste Generation herangewachsen, die sich stark mit Deutschland identifiziert, den Kontakt zur Heimat aber noch nicht ganz verloren hat. Zu dieser "GenerAsian" zählen zum Beispiel die Schauspielerin und TV-Moderatorin Minh Kai Phan-Ti oder die Wissenschaftlerin Dr. Urmila Goel. Es haben sich Vereine und Initiativen gebildet, die kulturell und politisch arbeiten, so Reistrommel e.V., das vietnamesisch-deutsche Projekt Dien Hong e.V., der vietnamesische Studentenverein AVYS e.V., der Südasienverein oder Thai schuai thai e.V.

Große Communities

Die größte asiatische Community in Deutschland stellen die Vietnamesen mit 88.000 Personen. Sie kamen in den 1970er-Jahren als Vertragsarbeitnehmer oder "Boat people" (siehe S. 4 und AiD 4/97). Es folgen die Iraker und Iraner mit 84.000 bzw. 81.000 (siehe AiD 2/01 und 1/03). Zu den jüngeren und stark wachsenden Ausländergruppen zählen vor allem die 77.000 Chinesen. 63,4 % leben seit weniger als 4 Jahren hier. Immer wieder kehrende Zeitungsmeldungen - so "Schleuser pferchen 20 Chinesen in Kleinbus" am 22. Mai 2004 - lassen eine hohe Zahl von illegal hier lebenden und arbeitenden Chinesen vermuten. Die meisten sind jedoch auf legalem Wege, als Studierende oder auch Spezialitätenköche nach Deutschland gekommen. Die ersten 5.000 Köche aus Taiwan sind schon Mitte der 1960er-Jahre angeworben worden. Mit 9.109 Student/innen stellen Chinesen mittlerweile die drittgrößte Gruppe ausländischer Studierender in Deutschland. Chinesische Migranten sind mehrheitlich im Alter zwischen 18 und 35 Jahren und bleiben nur relativ kurz. Regionale Schwerpunkte bilden Nordrhein-Westfalen (11.123), Baden-Württemberg (10.084), Bayern (9.000) und Hessen (6.139). Vergleichsweise viele leben auch in Sachsen (3.486). Im Einzelnen dominieren das Ruhrgebiet mit der Rheinschiene zwischen Düsseldorf und Bonn sowie die Region zwischen Frankfurt/Main und Stuttgart als bevorzugter Wohnort. Ein Großteil der Chinesen lebt in Städten. Große Communities haben sich vor allem in Berlin (5.355) und Hamburg (3.122), aber auch in Stuttgart (1.956), Frankfurt/Main (1.747) und Dortmund (1.796) gebildet.

Eine echte "Chinatown" gibt es in Deutschland nicht; das "Chinesenviertel" in Saarbrücken heißt lediglich im Volksmund so, weil von hier aus im ersten Weltkrieg deutsche Soldaten auch zum Einsatz nach China gefahren sind. Aber es gibt manche Stadtteile größerer Städte, in denen Chinesen die stärkste Ausländergruppe stellen: so Poppelsdorf und Ippendorf in Bonn. Optisch fällt das im Straßenbild nicht auf, sieht man einmal vom westlichen Ende der Kurfürstendamms in Berlin ab. In Hamburg war das bis vor 60 Jahren noch ganz anders. Chinesen hatten sich hier als ehemalige Heizer großer Schiffe schon Anfang des Jahrhunderts niedergelassen und eine "Chinatown" aufgebaut: rund um St. Pauli betrieben sie Kneipen, Wäschereien und Varietes. 1944 wurden alle Chinesen in Hamburg verhaftet und wegen "Spionageverdachts" in Arbeitslager gebracht. Wenn auch alle Spuren dieses Viertels verschwunden sind, ist "Hanbao" - wie Hamburg in China heißt - heute wieder der wichtigste deutsche Standort chinesischer Unternehmen.

Die Afghanen und Iraner stellen in Hamburg mit 15.492 und 10.262 die viert- bzw. fünftgrößte Ausländergruppe. Während die Iraner auch in anderen Städten längst präsent sind, bleiben die Afghanen bundesweit eher unauffällig. Ihre Migration war bis 1978 vor allem durch Handelsbeziehungen und das Studium bzw. die Berufsausbildung begründet. Diese erste Generation arbeitet oftmals in hochqualifizierten Berufen. Seit dem Einmarsch sowjetischer Truppen, dem Bürgerkrieg Anfang der 1990er-Jahre und der Machtübernahme der Taliban kamen viele Flüchtlinge, die meist nur in niedrig qualifizierten Beschäftigungsverhältnissen stehen. Viele leben sozial isoliert, es gibt kaum Vereine. Seit Ende des Afghanistan-Einsatzes 2001 stellt sich vielen die Rückkehrfrage (vgl. Interview S. 16).

Ebenfalls vor allem als Flüchtlinge kamen seit den 1970er-, vor allem aber Mitte der 1980er-Jahre Migranten aus Sri Lanka. Die heute 41.000 Tamilen und Singhalesen stammen vorwiegend aus dem Norden der vom Bürgerkrieg gekennzeichneten Insel. Ihre Migrantenkultur ist mit Vereinen, Zeitungen und Festen sehr vielfältig (vgl. Rubrik Religion).

Einen ganz anderen wirtschaftlichen und sozialen Hintergrund haben Japaner in Deutschland. Seit den 1960er-Jahren haben sich zwischen Rhein und Weser über 500 Unternehmen aus Japan niedergelassen, die heute rund 30.000 Menschen beschäftigen. Acht der zwölf größten japanischen Unternehmen in Deutschland haben ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen; jeder dritte der 36.000 Japaner (8.600) lebt im Großraum Düsseldorf. Damit ist die Landeshauptstadt die größte japanische Kolonie in Europa. Viele japanische Manager sind mit ihren Familien hier (siehe S. 5 und Stadtportrait Düsseldorf in AiD 3/99).

Die höchsten Frauenanteile an den Migranten eines Landes zeigen sich bei den Thailänder/innen und Philippin/innen. Hier zeigt sich die Heiratsmigration als wichtiger Faktor (vgl. Box S. 4). Die geringsten Frauenanteile zeigen sich bei den Migranten aus Bhutan, Bangladesch und den Malediven (189, 353 bzw. 354 Frauen je 1.000 Männer). Einen deutlichen Männerüberschuss weisen auch die Migranten aus Bahrain, Nepal, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jemen und Indien auf.

Die Thailänder sind eine unauffällige, wenn auch mit 46.000 Personen relativ große Migrantengruppe. Zu vermuten ist ein hoher Anteil weiblicher Heiratsmigrantinnen, die in binationaler Ehe mit einem Deutschen leben. Daher leben sie unabhängig von großen Beschäftigungszentren relativ gleichmäßig verteilt. Sie sind überwiegend im Alter zwischen 18 und 50 Jahren. Bei der Aufenthaltsdauer zeigt sich eine große Gruppe, die seit unter 6 Jahren in Deutschland lebt (45,5 %). Die Bundesländer mit den höchsten thailändischen Einwohnerzahlen sind Baden-Württemberg (6.980), Bayern (6.865) und Hessen (5.752). Bei den Städten dominiert Berlin (5.723) mit großem Abstand vor Hamburg (1.569), München (1.232) und Frankfurt/Main (1.114).

Das Gros der 24.000 Süd-Koreaner kam in den 1960er- und 70er-Jahren als angeworbene Krankenschwestern und Bergleute nach Deutschland. Später zogen Geschäftsleute und Studenten zu. Ebenfalls schon lang ansässig sind die 23.000 Philippinos. 51,5 % leben seit über 10 Jahren in Deutschland. Viele sind im Gesundheitswesen - 1972 kamen die ersten Krankenschwestern- oder in der Schifffahrt beschäftigt. Aber auch die Zahl der Heiratsmigrantinnen ist hoch. Die Philippinos leben relativ gleichmäßig über Westdeutschland verteilt. Die Bundesländer mit den höchsten philippinischen Einwohnerzahlen sind Nordrhein-Westfalen (4.653), Hessen (3.776) und Bayern (3.525). Städte mit großen Communities sind vor allem Hamburg (1.835), aber auch Berlin (930) und Frankfurt/Main (653). Auffällig ist der geringe Anteil in den Neuen Bundesländern. Ihre Einbürgerungsquote ist sehr hoch.

Die indische Community teilt sich in zwei Gruppen: Langansässige (23,5 % leben seit über 15 Jahren hier) und Neuzuwanderer, die u.a. im Zuge der Green-Card-Regelung als IT-Fachkräfte gekommen sind (41,6 % leben seit unter 4 Jahren hier). 8.902 Inder - jeder fünfte in Deutschland - leben in Nordrhein-Westfalen. 6.797 leben in Hessen, 5.279 in Bayern. Im Einzelnen dominieren das Ruhrgebiet mit der Rheinschiene zwischen Düsseldorf und Bonn sowie die Region zwischen Frankfurt/Main und Stuttgart als bevorzugter Wohnort. Städte mit den größten indischen Communities sind Frankfurt/Main (2.229), Hamburg (1.964), Berlin (1.860), München (1.565) und Köln (1.010). Die Inder sind mehrheitlich unter 35 Jahre alt, auch der Anteil der ledigen Männer ist sehr hoch. In Deutschland geboren sind wenige. Die Einbürgerungsquote ist relativ hoch.

Die Pakistaner zählen zu den kleineren Migrantengruppen. Ähnlich wie bei den Indern gibt es eine langansässige Gruppe (21,2 % leben seit über 15 Jahren hier) und eine neu zugewanderte Gruppe (25,2 % leben seit unter vier Jahren hier). In regionaler Verteilung dominieren Hessen mit 10.864 Personen. Jeder dritte Pakistani lebt hier. Viele Pakistaner leben auch in Nordrhein-Westfalen (5.118) und Baden-Württemberg (4.655). Die größten Communities finden sich in Hamburg (1.843), Frankfurt/Main (1.480) und Umgebung sowie Berlin (1.356). Die Einbürgerungsquote ist sehr hoch, sank zuletzt aber. Ein Großteil der Männer ist ledig. Viele arbeiten als Köche.

Asiashops und Karaoke

Asiaten sind in Deutschland sehr unterschiedlich beschäftigt, die Bandbreite reicht von der indischen oder indonesischen IT-Fachkraft über die thailändische Restaurantinhaberin und die koreanische Krankenschwester bis zum pakistanischen Blumenverkäufer. Im städtischen Straßenbild auffällig ist die Zunahme von Betrieben der Nischenökonomie - wie Einzelhändler oder supermarktähnlichen "Asia Shops" - sowie Betrieben der Bereiche Gastronomie und Vergnügung für eine überwiegend deutsche Kundschaft. In den 1990er-Jahren kam es zu einem Boom chinesischer, aber auch indischer, thailändischer und japanischer Restaurants. Allein über 130 chinesische Restaurants und 14 Schnellimbisse gibt es heute in Berlin. "In" sind heute aber Sushi- und andere japanische Restaurants, von denen es mittlerweile 49 in Berlin, 40 in München und 36 in Hamburg gibt. In München beliebt sind Sushi-Lokale im Schicki-Micki-Stil wie das "Daitoki", das "Tokami" oder der "Sushi Duke". Im Souterrain des witzig bayrisch-japanischen Restaurants "Akasaka" kommt eine singfreudige und vor allem schadenfrohe Kundschaft bei "Karaoke"-Gesangsdarbietungen voll auf ihre Kosten. Andere legen großen Wert auf Unverfälschtheit (siehe S. 5).

Karaoke ist nur ein Beispiel für die Vielzahl fernöstlicher Moden und kultureller Einflüsse von Bonsai bis Zen. Asiatische Religionen und Philosophien sind starke Strömungen geworden. "Begonnen hat es vielleicht schon zu Zeiten von Schopenhauer, dass man sich vom asiatischen Denken inspirieren ließ. Später dann Hermann Hesse", erklärt Taiji-Lehrer Ralf Rousseau. "In den 68er-Jahren kam es dann zu Flower Power und dem Zen-Boom. Die konservativ-patriarchalen westlichen Strukturen wurden aufgebrochen. Man nahm Drogen, um Erfahrungen zu machen, nicht um die Kontrolle zu behalten. Die asiatischen Religionen versprachen Erfahrungen, Meditationswege - im Gegensatz zum christlichen Westen, in dem es um den Glauben und gute Taten geht." Dann kam es zu einem Abebben, zu einer gewissen Ernüchterung. "Die innere Welt, die versprochen wurde, fand man nicht so wie vorgestellt", so Rousseau. Eher im Stillen blühen heute asiatische Meditations- und Gymnastiklehren. Die Kinder spielen mit japanischen "Yu-Gi-Oh!"-Karten und lesen Manga-Comics. All diese Trends kamen im Zuge der Globalisierung nach Deutschland. Asiatische Migranten sind jedenfalls nicht daran schuld, dass Eltern über ständig neue exotische Kinderwünsche - von Tamagotchi bis Nintendo-Konsolen - verzweifeln.

Webtipp: www.asia-zone.de 


Autor: Ekkehart Schmidt-Fink, isoplan

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Deutsche Männer und asiatische Frauen ...

 

Unter der ausländischen Bevölkerung in Deutschland nehmen die thailändische und die philippinische Gruppe in einer Kategorie die Spitzenplätze ein: Sie weisen mit 85 % bzw. 78 % die höchsten Frauenanteile auf (2003). "Gekaufte Frauen", "Heiratshandel" mag man da spontan assoziieren. Und tatsächlich nimmt Thailand auch bei den binationalen Ehen "führende Positionen" ein: 2 775 Ehen zwischen deutschen Männern und thailändischen Frauen wurden 2002 geschlossen. Lediglich deutsch-polnische Paare heirateten häufiger. Eheschließungen zwischen thailändischen Männern und deutschen Frauen sind dagegen verschwindend gering (26 in 2002). Ebenfalls auf dem zweiten Platz liegt Thailand bei den erteilten Visa zum Zweck des Ehegatten- und Familiennachzugs - Ehefrauen zu deutschen Männern: 2 171 Visa im Jahr 2002 (russische Föderation: 2 846).

Wie viele dieser Frauen allerdings über Heiratsvermittlungen zu deutschen Männern kamen, und wie viele der deutsch-thailändischen Eheschließungen das Ergebnis solcher Vermittlungen sind, ist nicht bekannt. Sicherlich spielt die "Heiratsmigration" von Thailand - und anderen asiatischen Staaten wie z.B. den Philippinen und Vietnam - nach Deutschland eine bedeutende Rolle. Meist ist es die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg, die die Frauen dazu bewegt, sich auf solche Geschäfte einzulassen. Nicht immer wird diese Hoffnung erfüllt, und manche Frauen leben in Deutschland in sehr schwierigen Situationen (Isolation, Ausbeute, finanzielle und rechtliche Abhängigkeit).

Man sollte aber nicht vergessen, dass es unzählige andere Gründe gibt, wie und warum Ehen zwischen deutschen Männern und asiatischen Frauen entstehen. Kontakte und Freundschaften entstehen z.B. auch am Arbeitsplatz oder an der Universität, sei es in Deutschland oder im Ausland, und Kinder von in Deutschland lebenden asiatischen Paaren werden hier sozialisiert. Vorschnelle Urteile sind also nicht angebracht.


Autorin: Susanne Talmon

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Vietnamesen in Ost und West

Eine geschichtsträchtige Entwicklung im wahrsten Sinne des Wortes hat die vietnamesische Bevölkerungsgruppe in Deutschland hinter sich. So flossen bis zum Mauerfall 1989 zwei sehr unterschiedliche Migrationsströme von Vietnam nach Deutschland, entsprechend der Orientierung der damaligen politischen Systeme: Aus dem ehemals westlich orientierten Südvietnam kamen seit dem Ende des Vietnamkrieges, ab Mitte der 1970er Jahre, Flüchtlinge aus dem nun kommunistischen Staat nach Westdeutschland - die Boat people. Dagegen holte die DDR-Regierung ab 1980 zahlreiche vietnamesische "Vertragsarbeiter" im Rahmen von Abkommen zwischen den "sozialistischen Bruderstaaten" in ihre Produktionsbetriebe. Während die damals etwa 30.000 Vietnamesen im Westen nur eine kleine ausländische Bevölkerungsgruppe unter anderen darstellten, bildeten die rund 60.000 (1989) vietnamesischen Vertragsarbeiter in der DDR die größte ausländische Gruppe. Auch die Lebensbedingungen und Integrationserfolge der Vietnamesen diesseits und jenseits der Zonengrenze unterschieden sich erheblich voneinander. Die damalige Bundesregierung förderte mit Angeboten wie Sprachkursen, ausbildungsbezogener Unterstützung und psychosozialer Betreuung erfolgreich die Integration der vietnamesischen Kontingentflüchtlinge - was wohl auch als Triumph gegenüber dem kommunistischen Ostblock verbucht wurde. In der DDR wurden die Vietnamesen, wie die anderen ausländischen Vertragsarbeiter, ausschließlich als Arbeitskräfte auf Zeit betrachtet. Ihre soziale Integration wurde durch Unterbringung in abgeschotteten und oft überbelegten Wohnheimen bewusst erschwert bzw. verhindert. Nach Ablauf ihres 5-Jahresvertrags oder bei Schwangerschaft mussten sie unverzüglich in ihre Heimat zurückkehren. Mit dem Mauerfall 1989 und dem Zusammenbruch vieler ostdeutscher Betriebe verloren sehr viele von ihnen ihren Arbeitsplatz. Auch ihr rechtlicher Aufenthaltsstatus war plötzlich nicht mehr gesichert. In dieser prekären Situation siedelten viele ehemalige Vertragsarbeiter nach Westdeutschland über (v.a. Berlin-West). Mehrere Zehntausend stellten Asylanträge, die aber meistens abgelehnt wurden. Arbeitslosigkeit und unverschuldete Illegalität führten häufig zu Kriminalität, die Vietnamesen Anfang der 1990er Jahre ebenso ins Rampenlicht rückte wie schlimme ausländerfeindliche Übergriffe auf sie, u.a. in Rostock und Hoyerswerda.

Heute leben knapp 90.000 Vietnamesen in Deutschland. Das Leben dieser Boat-people, ehemaligen Vertragsarbeiter und ihrer Nachkommen ist z.T. immer noch durch die damaligen politischen Entwicklungen geprägt. Die Bandbreite reicht dabei nach wie vor von hohem Ansehen, beruflichem Erfolg und Einbürgerung bis hin zu Isolation und ökonomischer Unsicherheit. (Ausführliche Informationen: AiD-Schwerpunkt 4/97) (st)

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Asiaten in Berlin

Berlin ist eine der Metropolen asiatischen Lebens in Deutschland. Mitte 2003 lebten hier 65.000 Asiat/innen. Die größten Gruppen stellen die Vietnames/innen (10.177) und die Libanes/innen (7.806), gefolgt von den Thailänder/innen (5.779), Iraner/innen (5.641), Chines/innen (5.346) und (Süd-) Koreaner/innen (2.390). Daher ist in den vergangenen Jahren in der Reihe "Miteinander in Berlin", die vom Beauftragten des Berliner Senats für Integration und Migration herausgegeben wird, eine Vielzahl an Publikationen zu Asiaten in der Hauptstadt erschienen. Die Hefte sind in der Regel sehr informativ und können sehr empfohlen werden. Bislang sind erschienen: Chinesen in Berlin (Meng Hong, September 1996/vergriffen), Georgier in Berlin (Dr. Steffi Chotiwari-Jünger, Mai 1999, 1,50 Euro), Indonesien in Berlin (Dr. Heike Gäßler, Juni 2003, 2 Euro), Inder in Berlin (Joachim Oesterheld, Lothar Günther, Dezember 1997, 1,50 Euro), Iraner in Berlin (Bahman Nirumand, Gabriele Yonan, Juli 1994/vergriffen), Japan an der Spree - Deutsch-Japanische Beziehungen im Spiegel Berlins und Brandenburgs (Bert Becker, Dezember 1995, 1,50 Euro), Koreaner in Berlin (Frieder Weiße, April 1993/ vergriffen), Korea in Berlin von A bis Z (Martin Greve, September 2002, 1,50 Euro), Thai in Berlin (Jens-Peter Richnow, Michael Steinmetz, Juni 2001, 1,50 Euro), Vietnamesen in Berlin (Thuy Nonnemann und andere, März 1997, 1,50 Euro) und Die Wolga an der Spree - Tataren und Baschkiren in Berlin (Sebastian Cwiklinski), Juli 2000,1,50 Euro). (esf)

Bezug: Der Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration, Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Tel.: 030/9017-2351, Fax.: 030/262 54 07 und 030/9017 - 2320

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Die neue chinesische Migration

Heute leben über 70.000 Chinesen in Deutschland. Nur 10 % von ihnen verfügt über einen dauerhaften Aufenthaltsstatus. Dies sind einige der qualitativen Ergebnisse einer Studie "New Chinese Migration to Germany; Historical Consistencies and New Patterns of Diversification within a Globalized Migration Regime" von Dr. Karsten Giese. Der beim Institut für Asienkunde (IFA) in Hamburg forschende Autor hat die wesentlichen Ergebnisse chinesischer Migration für Deutschland zusammengefasst. Er ordnet diese den Bereichen Arbeitsmigration, Zuwanderung zu Studienzwecken sowie Asyl und irreguläre Zuwanderung zu. Da es bisher kaum empirische Forschungsergebnisse zur chinesischen Migration gibt, stützt sich Gieses Studie vor allem auf Statistiken, die er mit einer Vielzahl mündlicher Informationen, verwaltungsinterner Daten und Zwischenergebnissen anderer Projekte angereichert hat. Sehr genau beschreibt Giese die Praxis und Reisewege der Menschenschmuggler, deren Kunden meist bereits vor Antritt der Reise in Kontakt mit ihrem späteren Arbeitgeber in der chinesischen Gastronomie oder Nischenökonomie stehen.

1999 hat der Autor bereits die "Irreguläre Migration vom chinesischen Festland nach Taiwan - Vom antikommunistischen Flüchtling zum (un)erwünschten Illegalen" untersucht. Er beschreibt hier die historische Entwicklung seit 1949 und vergleicht die empirischen Befunde der 80er- und 90er-Jahre mit weiteren Zielregionen. (esf)

Bezug: Institut für Asienkunde, Rothenbaumchaussee 32, 20148 Hamburg, Tel.: 040/428874-0, Fax: 040/4107945, ifa@ifa.duei.de, www.duei.de/ifa

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Eine chinesische Zeitung im Berlin der 1940er-Jahre

 

"Der Friede": Herausgegeben wurde diese Zeitung zwischen 1946 und 1949 in Berlin, "With the Permission of British Military Government". Sie bestand aus einem beidseitig handschriftlich geschriebenen und dann hektographierten Blatt im a4-Format. Nach zwei deutschsprachigen Sonderausgaben im Jahre 1946 erschienen seit 1947 anscheinend vierwöchentlich Zusammenfassungen in deutscher Sprache, in einem kleineren Format und ordentlich gedruckt. Wahrscheinlich enthielt diese deutsche "Zusammenfassung" zahlreiche Beiträge, die in der chinesischen Version nicht enthalten waren. - Die vorliegenden Ausgaben lassen eine Interpretation nicht zu.

Herausgegeben wurde die Zeitung im Umkreis der "Chinesischen Militär-Mission beim Alliierten Kontrollrat in Deutschland". Die Republik China hatte Nazi-Deutschland 1941 den Krieg erklärt. Damit hatte sie lange gezögert. Schließlich wurde sie schon seit 1937 durch den Nazi-Verbündeten Japan mit Kriegsschrecken heimgesucht. So zählte die Republik China zu den Siegermächten des Weltkriegs, und von seiner Rolle als Großmacht ist in dieser Zeitung oft die Rede. Die Sprache der Beiträge klingt jedoch friedvoll und versöhnlich.

Manchmal veröffentlicht "Der Friede" amtliche Bekanntmachungen: "Verschiedene Anfragen deutscher Exportfirmen hatten die Aufnahme von Handelsbeziehungen zwischen China und Deutschland zum Gegenstand. Auch auf diese Anfragen muß mitgeteilt werden, daß es vor Unterzeichnung eines Friedensvertrages für deutsche Firmen nicht möglich sein wird, mit chinesischen Firmen in wirtschaftliche Beziehungen zu treten."

Hierüber sind die Zeiten bald unachtsam hinweggegangen. - Natürlich wird Tschiang Kai-shek oft gepriesen, andererseits beginnt die Zeitung im Sommer 1947 den Abdruck einer deutschen Übersetzung von Mao Tse-tungs "Chinas Neue Demokratie", wahrscheinlich der ersten deutschen überhaupt. Im gleichen Jahr schreibt sie: "Unglücklicherweise halten die Kommunisten nach mehr als einem Jahr unserer unermüdlichen Bestrebungen an ihrer Politik des bewaffneten Aufstandes fest, und zwar mit der zugestandenen Absicht, den wirtschaftlichen Zusammenbruch der Nation zustande zu bringen." - Nachrichten aus China bilden einen Schwerpunkt der Berichterstattung, vor allem in der chinesischen Version. Zwischen den Zeilen läßt sich bereits ahnen, daß die Dienstherren dieses Blattes dem Machtwillen des Mao Tse-tung wenig entgegenhalten können.

In der deutschsprachigen Version melden sich mehrere deutsche Sinologen zu Wort - so Erich Haenisch, der Ernst Börschmann zum 75. Geburtstag einen Artikel widmet. Und der stets unermüdliche Franz Kuhn übersetzte mehrmals chinesische Witze, so den von dem Missetäter am Schandpranger, der erklärt, er sei zu Unrecht verurteilt worden: Er habe doch nur ein Stück Seil von der Straße aufgenommen. Erst nach eindringlichen Fragen räumt er ein, daß am anderen Ende des Seils ein Ochse befestigt war.

Eine aufschlussreiche Quelle für einen nahezu unbekannten Zeitraum der deutsch-chinesischen Beziehungen wäre dieses Blatt. Am Kriegsende lebten in Deutschland nur noch wenige Chinesen. Bald kehrten einige zurück, und andere kamen aufgrund neuer politischer Verhältnisse hinzu. Für wen sonst sollte diese Zeitung bestimmt gewesen sein. Beinahe gerührt erblickt der Betrachter unter den wenigen Anzeigen eine, die für das "Chinesische Restaurant Chung Ou" wirbt, auf St. Pauli, Schmuckstraße 9. Damals existierten also noch Überbleibsel dieser einstigen "Chinatown" Hamburg. (Quelle: Hamburger China-Notizen Nr. 30, 4. April 2004)

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Japanische Smilies

 

Wer viele E-mails erhält, kennt Zeichenfolgen wie ;-) gut. Diese "Smilies" oder "Emoticons" sollen dem geschriebenen Text ein wenig vom Gefühl des Autors mitgeben, wie Ironie, Freude, Enttäuschung und so weiter. Um die Smilies erkennen zu können, muss man allerdings den Kopf um 90 Grad nach links kippen. Japaner haben sich ihre eigenen Smilies ausgedacht, bei denen Sie Kopfgymnastik vermeiden können. Einige dieser "Kopf geradehalten Smilies" hat Michael Otto in www.infojapan.de gesammelt (links: Smily, rechts: Bedeutung):

(^_^) männliches Smily
(^.^) weibliches Smily (keine Zähne zeigen)
(^_^;) schwitzen (aus Verlegenheit)
(^o^;>) Entschuldigung (Arm ">" kratzt am Kopf)
(*^_^*) erröten (Scham, Aufregung)
\(^_^)/ Hurra! (mit erhobenen Armen)
(;_;) weinen
<^_^> lächeln
(?_?) Wie bitte ???
(*_*) Angst haben
(@_@;) staunen (grosse Augen machen)
(>_<) Autsch!
(-_-)zzz schlafen
(~o~) gähnen, müde sein
m(__)m tief verbeugen (Ihr ergebener Diener)
(^O_O^) Brille tragen
//^_^\\ Sailor Moon-Fan
(^_^)~~~ Auf Wiedersehen

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